Geschichtliches zur FFW Gerabronn

 
Oben: Fahrzeugbestand der Abt. Gerabronn ab 1975: von links TLF16/25, SW1000, LF8, LF16TS

 

Oberamtsbaumeister Mack erhielt am 20.Oktober 1875 vom damaligen Stadtschultheißen Steiff den Auftrag, in Gerabronn eine Pflichtfeuerwehr zu gründen. Nachdem die Statuten durch das königliche Oberamt geprüft wurden, trat genau ein Jahr später, am 20.Oktober 1876, die erste Feuerwehrverordnung in Kraft. Die erste (Pflicht-)Feuerwehr Gerabronn war damit gegründet. Für die damals ca. 750 Einwohner von Gerabronn wurde die erforderliche Anzahl von 148 Feuerwehrmännern errechnet. Zum Vergleich: Gerabronn hat heute ca. 4.200 Einwohner und ca. 110 Feuerwehrkameraden. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, daß 1876 die heutigen Teilorte Amlishagen, Dünsbach, Michelbach bzw. Ober- und Unterweiler noch nicht zur Stadt Gerabronn zählten. Der Anfangsbestand der Pflichtfeuerwehr setzte sich aus einer fahrbaren Spritze, 15 Schläuchen mit einer Gesamtlänge von 105 Metern sowie 13 Leitern zusammen. 1898 erhielt die Feuerwehr eine „Spritzenremise mit Stockaufbau“ um die vorhandenen Löschgeräte ordnungsgemäß unterbringen zu können. Aus dieser Remise entstand nach mehreren baulichen Veränderungen das heutige "alte Spritzenhaus".

Am 01.04.1928 entstand die Freiwillige Feuerwehr Gerabronn aus der bisherigen Pflichtfeuerwehr. Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr betrug bei der Gründung 132 Kameraden. Noch im gleichen Jahr, hat die Gemeinde eine erste Lafetten-Motorspritze angeschafft, die bei Bedarf auch als Überlandhilfe eingesetzt wurde. 1939 wurde diese Motorspritze an die Fa. Schüle Hohenlohe veräußert. Ende der 40er Jahren  erwarb die Freiwillige Feuerwehr Billingsbach (heute Blaufelden) die Lafettenspitze für ihre Abteilung Raboldshausen von der in Konkurs gegangen Gerabronner Firma. Heutiger Besitzer der Lafettenspritze ist die Freiwillige Feuerwehr Abt. Wiesenbach.  Die Lafetten-Motorspritze  war das Vorgängermodell der modernen Tragkraftspritze. Sie war ebenfalls tragbar und wurde auf einem offenen Anhänger transportiert, welcher von einem Kraftfahrzeug gezogen werden konnte.  Das erste Löschfahrzeug, eine Magirus-Kraftfahrspritze KS15 vom Typ „LK“ (Bezeichnung heute: LF 15) erhielt die Freiwillige Feuerwehr Gerabronn im Jahre 1939. Der Preis für das Fahrzeug sowie der feuerwehrtechnischen Beladung betrug damals 14.187,- RM. Als zusätzliche Pumpe erhielt das Fahrzeug eine tragbare Kraftspritze „Magirus-Goliath III“ (Preis: 2.565,- RM).Das besondere an diesem Typ „LK“ ist, daß bei diesem Fahrzeug der Motor sowie das Fahrgestell von der Fa. Hansa-Lloyd stammt. Dies ist allgemein nicht bekannt, denn Magirus verkaufte diese Fahrzeuge ohne jeglichen Hinweise auf Fremdfahrgestelle, nachdem die Fa.Hansa-Lloyd durch einen firmenpolitischen Schachzug übernommen wurde. Von diesem Typ wurden insgesamt nur 170 Feuerwehrwehrfahrzeuge (aller Art) gebaut. Auf dieses Fahrzeug waren die Kameraden der Gerabronner Wehr besonders stolz, da ein solches Feuerwehrfahrzeug zur damaligen Zeit nicht alltäglich war. So erhielten lediglich 7 Gemeinden in Baden-Württemberg dieses Fahrzeug der Magirus-Kraftfahrspritzen-Großserie. Die Gerabronner Kraftfahrspritze  blieb von ihnen als einzige im Land erhalten.  Die Tatsache, daß die meisten umliegenden Gemeinden noch kein Feuerwehrfahrzeug zur Verfügung hatten, führte die Gerabronner Kameraden zu mehreren Bränden im fast gesamten Altkreis Crailsheim.  Während des Dritten Reiches wurden die Feuerwehren zur Feuerschutzpolzei umbenannt, die Feuerwehrmänner, ähnlich der Soldaten, uniformiert und die Einsatzfahrzeuge dunkelgrün umlackiert. Da das LF15 in dieser Zeit beschafft wurde, hatte es bei Auslieferung ebenfalls diese Farbe. Erst nach dem Krieg lackierte man das LF 15 mit roter Farbe um, was stellenweise auch noch heute zu erkennen ist. Der größte Einsatz der Nachkriegszeit, zu dem dieses Fahrzeug ausrücken mußte, war am 24. Januar 1963 als das Schloß in Langenburg brannte. Untergebracht war das Fahrzeug im späteren Unterrichtsraum des alten Feuerwehrgerätehauses. Bis 1975 war das Fahrzeug bei der Feuerwehr Gerabronn im Einsatz. 

 

   
 

 

 LF15 (Baujahr 1939)

 

In den Jahren 1962 bis 1965 wurde das bisherige Gerätehaus erweitert und umgebaut. Dabei erhielt die Feuerwehr in einem neuen Anbau zwei große Fahrzeugboxen. Die bisherige Fahrzeuggarage im alten Gebäudeteil wurde zu einem Unterrichtsraum umbaut, und der kleinere Fahrzeugstellplatz und die sonstigen Räume modernisiert. In dieser Zeit, erhielt die Freiwillige Feuerwehr Gerabronn ihr erstes Tanklöschfahrzeug TLF16/25 von der Fa. Barth auf einem Fahrgestell (DB1113) der Fa. Daimler-Benz.  Seine Bewährungsprobe hatte dieses Fahrzeug gleich bei seinem ersten Einsatz, als das Schloß in Langenburg brannte. Die Löschwasserversorgung von Langenburg reichte damals für ein solches Großfeuer nicht aus, und so mußten die Feuerwehren eine Schlauchleitung von der Jagst bei Bächlingen zur Einsatzstelle legen. Doch in  dieser Nacht hatte es knapp über -20°C, so daß das Wasser in der Schlauchleitung gefror. So blieb den Einsatzkräften nichts anderes übrig, als das Wasser im Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen von Bächlingen nach Langenburg zu bringen. Bei diesem Großbrand waren damals neben annähernd allen Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis sowie zahlreiche Feuerwehren aus den benachbarten Landkreisen  auch die Berufsfeuerwehr Stuttgart mit 16 Einsatzfahrzeugen(!) eingesetzt.

 

Vom damaligen Landkreis Crailsheim wurde 1969 der Feuerwehr Gerabronn als Stützpunktwehr ein LF16/TS sowie ein SW1000 zur Stationierung überlassen. Bei dem LF16/TS handelte es sich um ein Fahrzeug der (Fa. Ziegler) auf einem Fahrgestell Daimler-Benz 1113. Durch dieses Fahrzeug konnte das mittlerweile 30 Jahre alte LF15 entlastet werden, da es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr für die Überlandhilfe diente , sondern nur noch bedingt für den örtlichen Brandschutz eingesetzt wurde. Der Schlauchwagen SW 1000, ein Ford Transit von der Firma Ziegler, war mit ca. 1000 m Schläuchen  beladen, von denen bis auf einige Rollschläuche alle in Buchten verstaut waren. Durch die beiden neuen Fahrzeuge waren alle drei Fahrzeugboxen im Gerabronner Gerätehaus belegt, so daß das LF15 einen neuen Platz auf dem  Betriebsgelände der Firma Lagerland (ehem. Schüle) erhielt. 

 LF8 mit dem 1.Rettungssatz der FFW Gerabronn

Als Ergänzung zu ihrem Fahrzeugbestand erhielt die Gerabronner Wehr 6 Jahre später ein LF8. Dieses Fahrzeug wurde für die Sicherstellung des örtlichen Brandschutzes beschafft. Das LF15 konnte somit 1975 nach nunmehr 36 Jahren endgültig aus dem Einsatz genommen werden. Mit der Beschaffung des LF8 begann bei der Feuerwehr der chronische Platzmangel. Dies zeigt auch die Tatsache, daß dieses Fahrzeug in der Folge insgesamt 6 mal den Standort gewechselt hat (ehem. Molkerei, versch. Standorte in der Schüle). 1976 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Gerabronn ihren ersten Rettungssatz mit Schere und Spreizer. Da im TLF16/25 sowie im LF16/TS kein Platz mehr zur Verfügung stand, entschlossen sich die Kameraden, diesen auf einem Schlitten (anstatt der TS8/8) im LF8 unterzubringen. Der Schlitten hatte den Vorteil, dass bei einem Brandeinsatz kurzfristig der Rettungssatz gegen eine auf einem Bock befindliche TS8/8 ausgetauscht werden konnte.  Da dieses Fahrzeug nicht im Gerätehaus untergebracht war, mussten die Kameraden das LF8 bei jedem Verkehrsunfall erst von dem etwas weiter entfernten Standort holen. Um die Ausrückzeiten zu verkürzen, platzierte man schließlich den Rettungssatz an Stelle der Tragkraftspritze im LF16/(TS). In der Eile kam es dabei jedoch gelegentlich vor, daß der Rettungssatz mit zu einem Brandeinsatz „durfte“. So musste ab und an das LF8 mit einer TS8/8 nachgefordert werden.